Es ist gerade die unfassbare Vielseitigkeit unserer Welt, die den kulturellen Austausch in einem Zeitalter der zunehmenden Globalisierung und Vernetzung mehr und mehr an Relevanz gewinnen lässt. Fest steht, dass kultureller Austausch in unserer Welt mit ihren vielen verschiedenen Menschen, Kulturen und Traditionen vielmehr als eine bloße Form des Dialogs darstellt: Kultureller Austausch verbindet, schafft die Grundlage für Toleranz und gegenseitiges Verständnis und öffnet den Geist für neue Perspektiven. Noch dazu legt kultureller Austausch den Grundstein dafür, dass wir in Zukunft globalen Herausforderungen gemeinsam begegnen und gemeinsam Lösungen finden. Allem voran ist es dabei die Sprache, die den kulturellen Austausch erst ermöglicht: Es ist die Sprache, die zwischen uns Menschen Brücken baut, weshalb das Erlernen einer Fremdsprache besonders in Bezug auf den gegenseitigen persönlichen Austausch unfassbare Möglichkeiten mit sich bringt.
Eingeladen zu einer Veranstaltung anlässlich des 55-jährigen Jubiläums der Partnerschaft zwischen dem evangelischen Kirchenbezirks Böblingen und den evangelischen Kirchen in Burkina Faso, durften auch wir, eine bunt gemischte Gruppe aus Französischlernenden der zehnten und zwölften Klasse des Stiftsgymnasiums, wieder einmal erleben, welche Möglichkeiten das Erlernen einer Fremdsprache mit sich bringt. Was eigentlich bereits für das 50-jährige Jubiläum geplant war, aber wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden könnte, wurde nun zum 50-Jubiläum der Partnerschaft nachgeholt: Vom 18. September bis zum 13. Oktober waren acht Gäste aus Burkina Faso in den Kirchengemeinden des evangelischen Kirchenbezirks Böblingen zu Besuch. Am 30. September bot sich schließlich auch uns die Möglichkeit, bei einer Veranstaltung des Eine-Welt-Ladens in Sindelfingen, bei der der gegenseitige Austausch und das direkte Miteinander im Mittelpunkt stehen sollten, fünf der Gäste aus Burkina Faso persönlich zu treffen.
Seit 1970 besteht nun bereits die langjährige Partnerschaft zwischen dem evangelischen Kirchenbezirk Böblingen und den evangelischen Kirchen in Burkina Faso. Gemeinsames Ziel ist dabei, die nachhaltige Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen in Burkina Faso. In enger Zusammenarbeit mit dem ODE, dem Office de Développement des Églises Évangeliques, werden daher jedes Jahr Projekte realisiert, die durch den ganzjährigen Verkauf von getrockneten Mangos, Cashewkernen und Kunsthandwerk sowie durch Spenden finanziert werden. Die bekannte jährlich im evangelischen Kirchenbezirk Böblingen stattfindende Mangoaktion entstammt ebenfalls dieser langjährigen Partnerschaft. Auch an unserer Schule werden jedes Jahr zur Reifezeit im Rahmen der Mangoaktion Mangos aus Burkina Faso verkauft. Da die Präsenz dieser langjährigen Partnerschaft dank der Mangoaktion folglich sogar bis an unsere Schule reicht, waren wir umso dankbarer für die Gelegenheit, im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung im direkten Austausch mit den Gästen aus Burkina Faso, die direkt vom ODE kamen, mehr über die Partnerschaft erfahren zu können.


Den Auftakt der Veranstaltung bildeten zwei anerkennungsvolle Ansprachen: die erste von dem Team des Eine-Welt-Ladens in Sindelfingen, die zweite anschließend von einem der Vertreter aus der fünfköpfigen Delegation aus Burkina Faso. Anschließend waren wir alle zum persönlichen Austausch mit den Gästen aus Burkina Faso eingeladen: In lockerer Atmosphäre bei Getränken und Gebäck konnten wir nun mit den Vertretern des ODE ins Gespräch kommen. Jeder von ihnen hatte ein anderes Fachgebiet, sodass anregende und vielseitige Gespräche entstanden sind. Ausgetauscht haben wir uns über eine Vielzahl an aktuellen Themen wie beispielsweise über die Relevanz von jugendlichem Engagement in den Kirchen, die Auswirkungen des Klimawandels, die politische Situation in Burkina Faso, das Schulsystem, die Bedeutung der Religion sowie über die Rolle der Frau. Im persönlichen Austausch durften wir allerdings ebenso erfahren, was die Vertreter*innen des ODE antreibt, was sie bewegt und was sie dazu bewegt hat ihren Beruf zu wählen. Zudem haben wir auch über unsere beruflichen Perspektiven gesprochen. Nicht zuletzt durften wir auch vieles über die Kultur Burkina Fasos lernen: Besonders interessiert haben uns dabei typische regionale Speisen.
Insgesamt stellte die Gelegenheit des persönlichen Austausches mit den Gästen aus Burkina Faso nicht nur eine bedeutende, lehreiche und anregende interkulturelle Begegnung, sondern für uns begeisterte Französischlernende natürlich auch eine einmalige Gelegenheit der Sprachpraxis dar. Wie in vielen Ländern Afrikas, spricht man auch in Burkina Faso Französisch. Im gemeinsamen Gespräch konnten wir also zugleich unsere Französischkenntnisse auf die Probe stellen und selbst merken welche verbindende Kraft von der Sprache ausgeht. Zudem durften wir auch so manche Besonderheiten des Französischen aus Burkina Faso kennenlernen und uns wurde wieder einmal bewusst, wie vielseitig doch das in der Frankophonie gesprochene Französisch sein kann.

Zurückblickend sind wir allesamt sehr dankbar für diese einzigartige und anregende Erfahrung, für die netten und lehrreichen Gespräche und natürlich besonders für die Einladung durch das Team des Eine-Welt-Ladens in Sindelfingen, dem wir ein besonderes Dankeschön aussprechen möchten. Ebenfalls möchten wir uns recht herzlich bei den Gästen aus Burkina Faso bedanken, die uns ihre Zeit geschenkt und mit uns viele anregende Gespräche geführt haben.
Gerade da der kulturelle Austausch in unserer Zeit zunehmend an Relevanz gewinnt, sind wir fest davon überzeugt, dass derartige Veranstaltungen in Zukunft mehr und mehr von Bedeutung sein werden und hoffen zukünftig weiteren Veranstaltungen beiwohnen zu können, bei denen der persönliche Austausch und das direkte Miteinander über Ländergrenzen und Kontinente hinweg im Mittelpunkt stehen.
Text: Ferris Haug (J2)
Bilder: Jenny Del Latte
