von Kirsten Berner, Klasse 11
Hasnain Kazim ist Journalist, Autor – und Deutscher. Auch wenn das nicht jeder so sieht. Der Sohn indisch – pakistanischer Eltern ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, aber sein ausländisch klingender Name reicht den Lesern seiner Berichte aus Islamabad, Istanbul und Wien für SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE, um ihn anzufeinden. Früher per Post, inzwischen auch per Mail oder im Internet. Oft anonym. Wegklicken und ignorieren kommt für Hasnain Kazim aber nicht infrage, erzählt er am Morgen des 18. März der 11. Klasse des Stiftsgymnasiums in Sindelfingen. Der Grund dafür liegt in seiner eigenen Schulzeit.
In den 90er Jahren kam es zu einer regelrechten Welle des Hasses in Deutschland. Flüchtlinge wurden angegriffen, Flüchtlingsunterkünfte brannten, wie etwa in Rostock-Lichtenhagen. Für Hasnain Kazim war das ein Schock. Dieses Land, das seine Heimat war, wandte sich plötzlich gegen ihn. „Sie applaudierten jenen, die Leute jagten“, schildert er sein damaliges Entsetzen. Der Journalist schrieb den ersten politischen Kommentar seines Lebens, der in einer Zeitung veröffentlich wurde. Daraufhin erreichten ihn sieben Hassbriefe. Seine Lehrerin riet ihm, sich nicht einschüchtern zu lassen, sonst hätten diese Leute gewonnen. Und diese Strategie verfolgt Hasnain Kazim bis heute. In seinen Bestsellern „Post von Karlheinz“ (einer Sammlung von Dialogen zwischen ihm und Lesern) und „Auf sie mit Gebrüll! … und mit guten Argumenten. Wie man Pöblern und Populisten Paroli bietet“ zeigt er, wie man Hass mit Humor begegnet.
Uns erklärt Hasnain Kazim, wie wichtig es ist, aktiv zu sein. Sich gegen Fake News zu wehren und Hass und Hetze nicht zu dulden. Ja, es gibt eine Meinungsfreiheit. Aber deren Grenze sollte nicht das Strafrecht, sondern Anstand und Moral bilden. Wir müssen nachdenken, was genau wir da eigentlich sagen. Und andere, die das nicht tun, darauf hinweisen. Zum Abschluss seines Vortrags meint er: „Wir müssten viel öfter den Mund aufmachen!“
Anschließend durften wir selbst Fragen stellen. Eine Möglichkeit, die rege genutzt wurde, zum Beispiel für Fragen zum Umgang mit der eigenen Migrationsgeschichte. Das ist es auch, was mir am meisten in Erinnerung bleiben wird: die Reflektion meines eigenen Umgangs mit Hass und Beleidigungen. Ich denke, Hasnain Kazim hat Recht – es gibt zu viele Menschen, die ihre Wut blind an anderen auslassen und zu wenige, die etwas dagegen tun. Es braucht Menschen wie ihn, die andere daran erinnern.
Vielen Dank an Herrn Tekin und Herrn Grosch, die diese Lesung organisiert haben und dem Förderprojekt des Bundes „Demokratie leben“, das diese Veranstaltung finanziell unterstützt hat. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir – ein Leben, das uns Hasnain Kazim nähergebracht hat.