Demokratie konkret leben – Der „Tag der Demokratie“ am Stiftsgymnasium

20. September 2022

Text: Gabriel Gomes Ribeiro (10c)

Bilder: Florian Grosch, Deniz Tekin

Wenn man Schüler am Stiftsgymnasium aufschreiben lässt, was sie mit einer Demokratie verbinden, dann liest man von Konzepten wie Freiem Wahlrecht, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit. Tatsächlich sind dies Merkmale der Demokratie, die eine Mitbestimmung aller und grundlegende Rechte für jeden anstrebt. Was aber macht die Demokratie sonst aus und wie sieht Demokratie im Konkreten aus, an der Schule, in der Gemeinde, im Land?

Diese Fragen standen am Stiftsgymnasium im Mittelpunkt des Tags der Demokratie, der jedes Jahr am 15. September begangen wird und von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Die Gemeinschaftskundelehrer Herr Grosch und Herr Tekin organisierten dazu unterschiedliche Angebote.

So gab es einen Demokratiestand, den die Klassen nacheinander besuchten und an dem über die Demokratie allgemein, aber auch über unterschiedliche gesellschaftliche Angebote wie diverse AGs oder die Aktionswoche „Mitmachen Ehrensache“ informiert wurde. Neben diesen Informationen blieb aber auch Platz, über die Demokratie und Mitbestimmung an der Schule nachzudenken und auf einem Plakat Verbesserungsvorschläge für das Schulleben zu sammeln. Ein Quiz, bei dem es sein Wissen über Politik unter Beweis zu stellen galt, rundete dieses Angebot zur Demokratie am Stiftsgymnasium ab.

Ein Demokratieforum, das von der Jugendstiftung Baden-Württemberg als zweistündiges Zoom-Meeting ausgerichtet wurde, nahm dagegen für die Klasse 10c die Demokratie in der Gemeinde und die Einflussmöglichkeiten von Jugendlichen in dieser in den Blick. Dieses Angebot war vor allem für die Diskussion und den offenen Meinungsaustausch mit Kommunalpolitikern und Vertretern politischer Organisationen wie „Fridays for Future“ ausgelegt. Deutlich wurde dabei, dass die Kommunalpolitik im Gegensatz zur Landes- oder sogar Bundespolitik recht schnell konkrete, unmittelbare Verbesserungen im Leben des Einzelnen bewirken könne. Des Weiteren sei die Beteiligung von Jugendlichen, die oft einen anderen Blickwinkel als Erwachsene besäßen, gewinnbringend, weshalb Jugendliche sich über den Jugendgemeinderat, Jugendhäuser oder auch informell einbringen sollten.

Während die Politik versuchen solle, möglichst ansprechende Mitbestimmungsmöglichkeiten zu schaffen, sollten Jugendliche diese auch wahrnehmen und Politiker mit Verbesserungsvorschlägen über E-Mails oder Soziale Medien ansprechen. Oft geäußert wurden in diesem Zuge Aufenthalts- oder Sportplätze, die auf diese Weisen für Jugendliche geschaffen werden könnten. Neben der Partizipation der Jugend sind aber auch allgemeine politische Themen wie die Inflation oder die Altersarmut angeschnitten worden. Einer der Kommunalpolitiker, ein Gemeinderat, der hauptberuflich als Gemeinschaftskundelehrer arbeitet, wies außerdem auch darauf hin, dass es für ihn wichtig sei, seinen Schülern Politik praktisch nahezubringen, indem er beispielsweise Landtagsabgeordnete mit seiner Klasse besuche.

Auch am Stiftsgymnasium wird dies nach Möglichkeit beherzigt und so beantwortete der Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Böblingen, Dr. Matthias Miller, CDU, am Nachmittag des Tags der Demokratie die Fragen des Gemeinschaftskunde- und des WBS-Kurses der zwölften Klassen. Die Fragen behandelten die unterschiedlichsten politischen Themenbereiche, von der Flüchtlingskrise, zum Klimaschutz bis zur Inflation. So vielschichtig die Fragen waren, so offen waren auch die Antworten: In der Flüchtlingskrise sei im Nachhinein schon 2013 eine europäische Lösung notwendig gewesen, der Klimaschutz sei die größte politische Herausforderung der Zeit, Hilfspakete anlässlich der Inflation sollten nicht nur Arbeitslosen, sondern auch Geringverdienern zugutekommen.

Auch die Arbeit als Landtagsabgeordneter beschrieb Miller und erzählte, wie er in der sitzungsfreien Zeit im Wahlkreis unterwegs ist oder sich über bestimmte Themen eingehender informiere. Er selbst habe es genau so wie viele andere Politiker nicht schon lange als Ziel gehabt, Abgeordneter zu werden, sondern sei eher zufällig zur Landtagskandidatur gekommen. Er äußerte, wie Politiker oft unter großer Beobachtung der Medien stünden, und zeichnete das Bild eines rechtschaffenen, nicht korrupten, sondern wegen der Sache und der Menschen im Landtag sitzenden Durchschnittspolitikers. Grobes Fehlverhalten von Politikern sei demnach eine absolute Ausnahme; mit einer solchen sei er persönlich bisher noch nie in Berührung gekommen.

Mit unterschiedlichen Angeboten konnten am Stiftsgymnasium verschiedene Facetten der Demokratie aufgezeigt werden. Demokratie – das wurde deutlich – zeichnet sich nicht nur durch „Gleichberechtigung“ und „freies Wahlrecht“ aus, Demokratie lebt von engagierten Personen, sei es in der Schule, auf Kreisebene oder im Land, die mit ihren Ideen unterschiedlichste Veränderungen anzustoßen versuchen. Dies – auch das war eine der Kernaussagen – kann in einer Demokratie jeder, selbst wenn er als Jugendlicher nicht wählen kann. Beide Erfahrungen zeichnen einen gelungenen Tag der Demokratie aus, wie er am 15.09.2022 am Stiftsgymnasium stattfand.

Auch die SZ/BZ berichtete.

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