Text und Bilder: Nathanael Rölle (Klasse 10d)
Am Freitag, den 16. Juni 2023, waren wir, die 10. Klassen, gemeinsam mit Frau Berenbold und Frau Starke bei einem Kinoseminar.
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts haben wir im Bärenkino Böblingen unter Anleitung den NS-Propaganda-Film „Hitlerjunge Quex“ gesehen. Dieser richtete sich 1933 vor allem an Kinder und Jugendliche, um diese für die Hitlerjugend zu gewinnen. So durchzieht „Vorwärts! Vorwärts!“, die mit Marschmusik unterlegte Hymne der Hitlerjugend, den gesamten Film.
Dieser Film gehört der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und darf als „Vorbehaltsfilm“ nur mit deren Zustimmung und unter Anleitung fachkundigen Personal angesehen werden. So durften wir an einer Vor- und Nachbesprechung eines Medienpädagogen teilnehmen.
Wie eine von mir durchgeführte Umfrage ergeben hat, wurden diese auf Diskussionsgrundlage geführten Gespräche von den meisten Schülern positiv wahrgenommen:
Diese Gespräche waren von Bedeutung, da sie uns sensibilisiert haben und uns auf das Wichtige aufmerksam gemacht haben. Es galt die Propagandamittel zu durchschauen, die so subtil waren, dass sie leicht übersehen werden konnten.
Außerdem hat es mich gefreut, dass wir noch etwas über den historischen Kontext des Filmes und dessen Hintergrund erfahren haben, ergänzte ein Schüler. Dies habe ihm geholfen, sein geschichtliches Wissen mit der Filmhandlung zu verknüpfen.
Warum ist es auch heute noch wichtig, Schülerinnen und Schüler so intensiv über den Nationalsozialismus aufzuklären?
Der Film „Hitlerjunge Quex“ bezieht sich auf die Lebensgeschichte des Herbert Norkus, auf dem die Figur Heini aufgebaut ist. Dieser wird zunächst zur Teilnahme an einem Zeltlager einer kommunistischen Jugendorganisation eingeladen. Das Zeltwochenende wird sehr negativ, ja geradezu abstoßend dargestellt. Die Kommunisten sind schlecht organisiert. Es wird geraucht, es kommt zu aufdringlicher Anmache und Trinkgelagen. Bei der Hitlerjugend am Lagerfeuer erlebt er dagegen ein für ihn attraktives Umfeld. Er spürt dort was als „Volksgemeinschaft“ propagiert wird: Nämlich Zusammenhalt, Gemeinschaftsgefühl, Disziplin und Ordnung. Heini ist hin- und her gerissen zwischen seinem gewalttätigen Vater und seinen eigenen Interessen. Während der Vater möchte, dass er Mitglied in der Ortsgruppe der Kommunistischen Jugendinternationalen wird, tritt Heini der HJ bei. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen diesen politisch verfeindeten Gruppen. Dabei wird Heini, der nach seinem Eintritt in die Hitlerjugend „Quex“ genannt wurde, von den Kommunisten erstochen und von der Hitlerjugend als Märtyrer verehrt.
Zum einen gebietet es der Respekt gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus und ihren Nachfahren, dass diese Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten.
Damals haben die Nationalsozialisten gezielt bei der Jugend angesetzt, um ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen. Menschen in unserem Alter sind noch sehr beeinflussbar. Der Film „Hitlerjunge Quex“ hat uns gezeigt, wie der „Opfergeist der deutschen Jugend“ geweckt wurde.
Nach dem Film waren sich viele Schüler einig, dass sich ihr Wissen über Propagandamechanismen, im Speziellen während des Dritten Reiches, verbessert hat. Eine andere Schülerin bemerkt, dass sie jetzt viel besser nachempfinden kann, warum damals so viele für die Manipulation anfällig waren und sich nicht dagegen wehren konnten. Auch da die Situation im Film auf emotionaler Ebene durch Sympathien übertragen wurde.
Zum anderen möchte ich nach vorne schauen. Gerade bei Erscheinungen wie politischem Extremismus, Fremdenhass und Antisemitismus, ist es wichtig, präventiv zu arbeiten. Die Feststellung „So etwas darf nie wieder geschehen“ genügt nicht. Ein aufmerksames Gespür für die manchmal sehr unscheinbaren Anfänge dieser gefährlichen Entwicklungen gehört dazu.
Hier hilft uns ein Blick nach hinten, in die Geschichte, um Zukunft zu gestalten.
Dieser hilft uns auch, die Bedeutung von Demokratie, Menschenrechten, Toleranz und gerechten Gesellschaftsordnungen zu erkennen und zu schätzen.
Wie die gegenwärtige Entwicklung in vielen Demokratien zeigt, ist dieses System verletzlich. Die genannten Errungenschaften sind angreifbar, sie müssen in jeder Generation neu verstanden und weiterentwickelt werden. Der Verweis auf eine Zeit, in der all diese Ideale mit Füßen getreten wurden, kann hier helfen.
In der Schule haben wir über die Verantwortung jedes Einzelnen bei der Mitgestaltung unserer Gesellschaft zum Schutz unserer Grundrechte, viel gelernt. Der Besuch im Bärenkino hat mir gezeigt, wie wichtig, die Beschäftigung mit Geschichte ist, um diese Aufgaben wahrzunehmen.