Von kreativen Beiträgen zu einem unvergesslichen Tag im Landtag

6. Juni 2023

Text: Gabriel Gomes Ribeiro (Klasse 10c)

Bilder: Jan Menihart und Sanne Mäusling

Das Stiftsgymnasium hat in diesem Schuljahr erneut erfolgreich am Schülerwettbewerb des Landes (SWdL) teilgenommen. Dabei ist die beeindruckende Anzahl von 17 Zweit- und Drittpreisträgern aus den Klassen 10c, 9c und der Oberstufe besonders erfreulich. Die Schülerinnen und Schüler haben eine Vielzahl von Beiträgen zu unterschiedlichsten Themen und in verschiedenen Formaten erarbeitet, angefangen von Plakaten über das Thema Frieden in Europa bis hin zu Erörterungen über unverpackte Lebensmittel und einem Comic.

Um diese Erfolge gebührend zu würdigen und die Leistungen zu feiern, haben sich die betreuenden Lehrkräfte mit Herrn Dr. Matthias Miller, einem Landtagsabgeordneten aus unserem Wahlkreis, abgesprochen, der einer Siegerehrung für die Preisträger mit Abgeordnetengespräch und Führung durch den Landtag zustimmte.

Und so kam es, dass wir unseren Unterricht am Montag, den 22. Mai, schon gegen 12 Uhr beendeten, um mit Bus und Bahn, begleitet von Frau Mäusling, Herrn Menihart, Frau Kußler und Frau Schmidt nach Stuttgart zum Landtag zu fahren. Dort angekommen, hatten wir noch genug Zeit, ein Eis zu essen und auf der Wiese vor dem Landtag die Sonne zu genießen, bevor wir dann das Haus des Landtags betraten.

Dort führte uns Leon Kolb, ein Mitarbeiter von Herrn Dr. Miller, durch die verschiedenen Räume des Landtags, zum Beispiel durch das Bürger- und Medienzentrum mit seinem Raum für Pressekonferenzen. Mit profundem Wissen erklärte er uns, weshalb eine große Schachfigur eines Bauern – genannt: „der Volksvertreter“ – im Landtag steht (als Symbol für die Demokratie), warum ein Tunnel zum Haus der Abgeordneten mit Stahlstreben ausgestaltet ist (um Platzangst zu vermeiden) und wieso die Stufen sogenannter Schreittreppen ungewohnt niedrig sind (eben damit man würdevoll schreiten muss).

In das Herzstück des Landtags, den beeindruckenden Plenarsaal, konnten wir leider nur von außen einen Blick werfen, da dort ein Untersuchungsausschuss tagte. Deshalb fand auch die Übergabe der Urkunden mit Herrn Dr. Miller in einem Sitzungssaal statt. Die Mikrofone an jedem Platz des ovalförmigen Tisches, die angenehmen drehbaren Stühle, das große Fenster sowie die allgemein moderne Aufmachung stießen bei uns allerdings auf solche Begeisterung, dass manch einer von uns scherzte, wir sollten in solchen Räumen auch Unterricht stattfinden lassen.

Nach einigen Worten von Frau Mäusling und Herrn Dr. Miller durften – exemplarisch für alle Arbeiten – zwei Preisträger ihre Wettbewerbsbeiträge, beide kürzere Gedichte, die hier und hier zu lesen sind, vorlesen. Beide befassten sich jeweils mit einem gesellschaftlich-politischen Thema und versuchten, über ein künstlerisches Format nicht nur mit objektiven Fakten, sondern auch auf einer subjektiv-gefühlsmäßigen Ebene die Bedeutung ihres jeweiligen Themas herauszuarbeiten. Hieran anschließend, übergab Herr Dr. Miller einem jeden Preisträger einzeln seine Urkunde und erkundigte sich auch oft nach dem Thema der jeweiligen Arbeit. Die Preisträger erhielten die Bücher „Terra Maxima“ (zweiter Preis) und „Ein perfekter Planet“ (dritter Preis).

Im Abgeordnetengespräch ging Herr Dr. Miller wie schon am Tag der Demokratie, an dem er Zwölftklässler besucht hatte, sehr offen auf die sehr unterschiedlichen, von fachlich bis recht persönlich reichenden Fragen ein. So äußerte er auch, dass er zwar der Änderung des Landtagswahlrechts, einer Vereinbarung der Koalition, im Parlament zugestimmt habe, das alte Wahlrecht allerdings auch gut, wenn nicht sogar besser finde, weil bei diesem jeder Kandidat mangels sicheren Listenplatzes zu ernsthaftem Wahlkampf gezwungen sei. Bundesverteidigungsminister Pistorius, ein SPDler, mache überdies einen guten Job, sowohl für das Schulsystem als auch für den Katastrophenschutz, zu dem er sich gut auskannte, werde bisher vom Land zu wenig Geld ausgegeben. Mit der Streichung unnötiger Förderprogramme wäre „deutlich mehr Geld“ im Haushalt, das hierfür genutzt werden könnte. Über den Haushalt entscheide aber nur formal das Parlament und – vom Einfluss des einzelnen Abgeordneten abgesehen – de facto eine siebenköpfige Runde aus den Koalitionspartnern in geheimen Sitzungen. Das Schulsystem, das seines Erachtens – wie bisher – dreigliedrig sein sollte, benötige außerdem wieder eine verbindliche Grundschulempfehlung, damit nicht so viele Schüler von einer höheren in eine niedrigere Schulart wechseln müssten.

Zu seiner Abgeordnetentätigkeit stellte Herr Dr. Miller fest, dass es für die Aufgaben im Parlament, die neben der verpflichtenden Anwesenheit bei Plenarsitzungen beispielsweise auch Informationsreisen in den Gazastreifen oder nach Kanada umfassten, recht egal sei, welchen Beruf man einmal gelernt habe, auch wenn gegebenenfalls vorhandene Expertise genutzt werde. So sei es selbst für einen Minister nicht so wichtig, sich in den „Mikrothemen“ seines Ministeriums auszukennen, beispielsweise als Gesundheitsminister Arzt zu sein, weil es vielmehr darum gehe, eine Behörde gut zu leiten. Dennoch äußerte sich Herr Dr. Miller kritisch gegenüber der – wohl zunehmenden – Zahl an Abgeordneten, die vor ihrer Tätigkeit keinen anderen Beruf ausgeübt haben und anders als er direkt – vielleicht sogar über ein Politikstudium – in die Politik gekommen sind. Eine Begrenzung der Amtszeit von Politikern hielt er in diesem Rahmen für überlegenswert.

Dass wir beim Abgeordnetengespräch zeitlich überzogen haben, veranschaulicht meines Erachtens den Wert des Gesprächs sehr gut. Das Interesse an Politik und der Frage, wie sie gemacht wird, war sehr hoch, Herr Dr. Miller ging respektvoll, aufrichtig und abwägend auf die Fragen ein. Nach dem Gespräch machten einige Mitschüler noch ein Foto mit Herrn Dr. Miller oder sprachen mit ihm.

Für diese Erfahrung wie auch für den gesamten Ausflug, der sowohl informativ war als auch die Leistung des Einzelnen würdigte, danken wir daher den Verantwortlichen: Herrn Dr. Miller sowie seinen Mitarbeitern, Leon Kolb und Jan Dieterle sowie den Lehrkräften: Frau Mäusling, Herrn Menihart, Frau Schmidt und Frau Kußler.

Auch die SZBZ berichtete.

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